Inne halten. Durchatmen. Ankommen. Am Meer. Bei dir. Im Moment. Sehnsucht spüren. Träume träumen. Weite um dich wissen.
Wind im Gesicht. Salz auf den Lippen. Freude im Herzen.
Dich selbst spüren. Da sein. Für dich.
Dir Raum geben. Und Zeit. Deinem Herzen Nahrung und deinem Leben Leichtigkeit.
Ohne schlechtes Gewissen. Ohne daran zu denken, dass sich zuhause die Teller türmen, die Pflichten und die Sorgen.
Sorgst du für dich selbst?
Tust du das?
Regelmäßig? Manchmal? Nie?
Erlaubst du dir das? Dich selbst wie ein Kind zu umhegen?
Für dich zu sorgen? Gut zu dir sein?
Nicht, weil du es dir „verdient“ hast. Und auch nicht, weil es dir jemand „erlaubt“ hat. Sondern weil es dein Recht ist. Und deine Pflicht. Dir selbst gegenüber. Und Allah gegenüber.
Bist du (dir) wichtig?
Wenn du so bist wie ich und wie viele andere Frauen, die vor lauter Fürsorge für andere sich selbst vergessen (müssen?), dann fällt dir das schwer.
Dann hast du vielleicht deine eigenen Bedürfnisse so lange hintenan gestellt, bis es dir und vor allem den Menschen um dich herum so schien, als ob du gar keine hättest.
Dann hast du dir vielleicht eingeredet, es ginge schon. Du kämst schon klar. So wichtig sei das nicht. So wichtig seist du nicht.
Immerhin schaffen andere das auch. Haushalt, Kinder, Ehe, Alltag. Sorgen. Nöte. Stress und Streit. Zeit- und Kochdruck. Ganz ohne Fürsorge-Wellness-Kram. Pff. Da muss frau eben durch. Nicht wahr?
Diese Tränen, die du nicht weinen willst…
Aber dann ist da dieser Dauerschmerz im Kiefer. Oder diese andauernde Traurigkeit. Diese ständige Erschöpfung.
Oder diese Tränen, die bei der erstbesten oder auch allerschlechtesten Gelegenheit hervorstürzen.
Dieser bittere Zug um den Mund, den du nie haben wolltest. Oder diese Kaskade von Kurzexplosionen, die über deine Kinder hereinbricht. Wegen irgendeiner Nichtigkeit.
Gespannt wie ein Bogen
Dann wird dir klar: So geht es nicht.
Das einzige, was so geht, bist du! Und zwar: verloren und kaputt.
Und mit dir: dein Iman.
Dein Potential – An Lustigkeit. Lebendigkeit. Lebensfreude.
Aber auch deine Schönheit, deine Zartheit, dein Weichsein.
Denn wenn du gespannt bist wie ein Bogen kurz bevor der Pfeil davon schnellt, wie kannst du dann noch biegsam genug sein, um den Stürmen des Alltags geschmeidig und mit Anmut zu begegnen?
Hast du noch Kraft zum Lachen?
Wie kannst du dann noch die Mutter sein, die du gerne wärst? Eine, die gern lacht. Und viel.
Eine, die bereit ist, mit den Kindern in Laubhaufen zu springen. Oder von der Schaukel?
Die das Chaos im Kinderzimmer mit Humor nimmt und nicht mit bitterem Sarkasmus („Die kostenlose Putzfrau ist schon unterwegs…Grmpf!“)?
Eine, die liebevoll, zugewandt und verständnisvoll ist? Und nicht ständig sagt: „Geh bitte spielen. Lass mich kurz allein.“
Weil sie einfach nicht mehr kann. Weil sie nichts mehr zu geben hat? Weil sie leer ist. An Kraft. An Liebe. An Wärme. Und zugleich ganz voll. Ungeweinter Tränen. Unterdrückter Wut. Unsortierter Gedanken.
Nach denen niemand fragt.
Hast du noch Kraft zum Lieben?
Wie kannst du noch die zugewandte, interessierte und allzeit schön anzusehende Ehefrau sein, die du einmal warst, ganz zu Beginn? Wenn du es nicht einmal schaffst, deine Haare zu waschen, die zuletzt vor einer halben Ewigkeit eine Schere gesehen haben?
Wenn deine Versuche, Nähe stiftende Gespräche mit deinem Partner zu führen, daran scheitern, dass du vor Müdigkeit immer wieder den Faden verlierst. Den er ohnehin nicht aufgenommen hat.
Welchen Faden???
Wie kannst du die liebevolle, Ruhe spendende Gefährtin sein, nach der dein Mann sich sehnt?
Wenn dein Budget an Lieblichkeit und Stille schon längst geplündert ist?
Und niemand es je auffüllt?
Hast du noch Kraft zu praktizieren?
Wie kannst du nachts im Gebet stehen, wenn du schon tagsüber immerzu müde bist?
Wie kannst du fasten, wenn dein Körper eine kraftlose Hülle ist?
Wie kann dein Herz stark sein und sicher, wenn da keine Nahrung für es ist?
Wie kann dein Iman wachsen, wenn da kein Grund zum Wachsen ist?
Wie kann deine Seele sich entwickeln, wenn da kein Ziel in Aussicht ist?
Wie kannst du anderen Halt geben, Hilfe und Hoffnung, wenn all das in dir nicht zu finden ist?
Du kannst es nicht können
Du kannst es nicht. Und du kannst es auch nicht können. Niemand kann das! Niemand kann aus einem leeren Brunnen schöpfen!
Aber was machst du nun? Nun, da du, also der „Brunnen“ leer ist?
Was machst du, wenn keiner deine Gedanken sortiert? Wenn niemand kommt mit einer großen Portion Nettigkeit? Wenn niemand Leben in deine müden Glieder haucht? Wenn da keiner kommt, um deinen Iman zu befestigen? Und deinen Charakter zu verbessern?
Dich wichtig nehmen
Dann musst du jetzt erwachsen werden. Auch wenn das ein bisschen weh tut. Irgendwie.
Dann musst du dich selbst ab jetzt wichtig nehmen. Auch wenn du glaubst, dass das etwas übertrieben ist. (Ist es nicht!)
Dann musst du jetzt anfangen, für dich selbst zu sorgen. Auch wenn das seltsam ungewohnt ist. Noch!
9 schwungvolle Schritte ins Last-Minute-Ladys first-Wohlfühl-Glück
Damit der Start in dein neues Selbst-Bewusstsein reibungslos verläuft, schenke ich dir ein kleines, aber feines Last-Minute-Selfcare-DIY-Paket. Für den Anfang. Für dich. Für mee(h)r Rauschen. Vor Glück.
(Die All-Inclusive Frühbucher-Version besprechen wir, inshaallah, ein anderes Mal:))
- Rufe eine verständnisvolle Schwester an. Die mobile Friseurin. Und die Physiotherapie. Und mache einen Erste-Hilfe-Termin. Beziehungsweise drei: Zum Quatschen, Föhnen, Kneten.
- Sortiere deine Gedanken selber. Zum Beispiel mit einem Tagebuch. (Bitte nicht wie gewohnt mit einer To-Do-Liste!)
- Sei nett zu dir und schenke Deinem Spiegelbild morgens, mittags, abends ein Lächeln und deinem inneren Kind ein Portion Grießbrei mit Zucker und Zimt. Eine Tüte Lakritz-Schnecken. Oder Bio-Tofu-Gulasch. Wenn es das mag…
- Stell dir Blumen auf den Tisch und genieße diesen Klecks Farbe und Schönheit inmitten der Alltags-Kulisse.
- Lege dich mittags neben dein Kleinkind ins Bett, anstatt die Wäsche in die Schränke. Das ist Sunna und macht fit.
- Lies eine halbe Stunde Quran statt den Beipackzettel der Kopfschmerztabletten. Und sammele Hasanat statt Nebenwirkungen.
- Übe dich in Geduld und Barmherzigkeit. Dir selbst gegenüber! Statt immer nur in Selbstkritik.
- Tue etwas, was dich begeistert. Etwas, was nicht wie Staubsaugen und Wäsche waschen ist. Male, schreibe, nähe, entwerfe, bastle, pflanze…Und vergiss für einen laaaangen Flow-Moment, dass du eigentlich müde, erkältet, schlecht gelaunt, schmerzgeplagt, traurig, xyz bist.
- Geh spazieren. Rund ums Haus, quer durchs Viertel, mitten durch den Wald. Bilde ein bisschen Vitamin D und bringe deine Sinne sanft zum Schwingen. Mit dem Blau des Himmels. Dem Goldrot der untergehenden Sonne. Dem abendlichen Gruß einer Amsel. Dem Duft einer rosaroten Rose. Oder dem Geruch von Rauch in kalter Winterluft.
Ist das nicht egoistisch?
Nein, das ist es nicht. Ganz im Gegenteil!
Denn du gibst deinem Körper, deiner Seele, deinem Herzen, deinem Verstand, worauf sie ein Recht haben. Fürsorge. Schutz. Und Förderung.
Du gehst rücksichtsvoll und achtsam mit den Gaben Allahs um, die Er dir anvertraut hat. Und zeigst damit, dass du Ihm dankbar bist für diese Amanah.
Sei ein fröhlich Brünnlein
Darum fülle deinen Brunnen. Damit du stetig schöpfen kannst. Für dich. Und andere, die auch sehr durstig sind.
Verbinde dich wieder mit deinen inneren Quellen. Lass sie glucksen und sprudeln und lustig sein. Und sei ein fröhlich Brünnlein, das frisch und freudig rauschet. Als sei es selbst das Meer;)
Gelingt es dir gut, für dich zu sorgen? Wenn ja, wie machst du das? Wenn nein, was hält dich davon ab?